Die Umwandlung vom langjährigen Industrieareal zum neuen Stadtteil mit unterschiedlichen Nutzungen bedeutet eine grosse Veränderung und wirft Fragen auf. Hier finden Sie Antworten.
Wie viele Menschen werden auf dem Areal leben? Welche Wohnungen sind geplant?
Rund 1000 Personen werden das Areal künftig beleben, dazu kommen mehr als 500 Arbeitsplätze. Insgesamt sind im neuen Stück Stadt rund 520 Wohnungen geplant – für alle Lebensphasen und Lebensentwürfe. Mindestens 40 Prozent des Wohnraums soll gemeinnützig sein. Das bedeutet Wohnungen mit fairen Mieten, die sich breite Bevölkerungskreise leisten können (Kostenmiete statt Marktmiete). Zum einen möchte die Eigentümerin Logis Suisse AG zusammen mit lokalen und regionalen Wohnbaugenossenschaften genossenschaftlich organisierten Wohnraum entwickeln. Ergänzend dazu sollen Mietwohnungen und Stockwerkeigentum entstehen.
Bringen gemeinnützige Wohnungen in erster Linie Steuerzahlende mit geringem Einkommen?
Keineswegs! Gemeinnütziger Wohnraum steht für ein ausgewogenes Wohnumfeld, die Förderung des Gemeinwohls und soziale Stabilität. Bauen ist für alle Immobilienunternehmen gleich teuer und führt zu Mieten, die sich in der Regel zuerst nur der Mittelstand leisten kann. Erst mit den Jahren werden die Wohnungen günstiger und die Mieten können sich alle Bevölkerungskreise leisten. Ziel ist aber, dass auf dem Bell-Areal schon zu Beginn auch Familien, Paaren, Seniorinnen und Senioren sowie Einzelpersonen ein breites Angebot an bezahlbaren Wohnungen zur Verfügung stehen. Gerade für Familien ist es auch mit ordentlichem Einkommen schwierig, etwas zu finden. Darum ist es wichtig, dass Wohnungen mit fairen Mieten geschaffen werden. Beim Bell-Areal besteht die Chance dazu.
Braucht es mehr Wohnraum in Kriens? Es gibt doch schon genug Wohnungen!
Mit verschiedenen Überbauungen ist in Kriens in den letzten Jahren viel neuer Wohnraum entstanden. Doch mitten in der Stadt Kriens sind gerade bezahlbare Wohnungen knapp, auch für Familien. Die attraktive Wohnlage mit kurzen Wegen und abwechslungsreicher Nachbarschaft wird auch gute Steuerzahlerinnen und -zahler nach Kriens holen.
Welche Arbeits- und Geschäftsnutzungen soll es geben?
Im neuen Stück Stadt hat es Platz für unterschiedliche Branchen und Gewerbe, zwei Gebäude werden ausschliesslich Arbeits- und Geschäftsnutzungen zur Verfügung stehen. Entlang der Obernauerstrasse soll ein belebter städtischer Bereich entstehen mit verschiedenen Nutzungen wie Cafés, Restaurants, Verkaufsflächen in kleineren Einheiten sowie Büroräume.
Im mittleren Arealbereich um die Halle 7 entsteht ein ideales Umfeld für Kleinstfirmen bis mittelgrosse Unternehmen. Die Halle 7 wird weiterhin für Gewerbenutzungen zur Verfügung stehen. Auch die Andritz Hydro AG wird nach wie vor auf dem Areal vertreten sein – mit der Verwaltung und dem Engineering. Für die unterschiedlichen Nutzungen, die bereits heute die Bürogebäude entlang der Obernauerstrasse und weitere freigewordene Räume im Arealinnern beleben, wird es auf dem Bell-Areal ebenso Möglichkeiten geben.
Hat das Gewerbe genug Platz auf dem Bell-Areal?
Der Gewerbeanteil auf dem Bell-Areal wird rund 20 bis 25 Prozent betragen, das entspricht 16‘000–20‘000 m2. 20 Prozent Gewerbe ist ein bewährter Anteil für ein Quartier, das ganztägig und auch am Wochenende belebt sein soll. Zudem ist es uns ein Anliegen, das bestehende Gewerbe im Zentrum von Kriens nicht zu bedrängen. Die Forderung des Einwohnerrats Kriens nach 25 Prozent Anteil fürs Gewerbe stellt eine Herausforderung dar – bei der Planung, aber vor allem später im Betrieb. Es braucht einen grossen Aufwand, um Leerflächen zu vermeiden.
Bestimmte Lagen im neuen Stück Stadt eignen sich besser für Gewerbenutzungen, andere weniger, da gewisse Betriebe auf Anlieferungen angewiesen sind und es auch zu Lärm kommen kann. So werden im vorderen Bereich «Am Belltor» über 40 Prozent der Fläche für Gewerbenutzungen wie Cafés, Restaurants und Verkaufsflächen zur Verfügung stehen.
Im Bereich «Bell Mitte» wird das Gewerbe auf konzentriertem Raum rund um die Werkgasse viel Platz findenPunktuell werden auch in den östlichen Wohnbauten im Erdgeschoss Gewerbe- und Atelierflächen angeboten. «Schwerpunkt» ist ein Gewerbe-Cluster. Insgesamt stehen im mittleren Bereich rund 10 bis 15 Prozent der Fläche fürs Gewerbe zur Verfügung.
Der hintere Bereich «Am Sonnenberg» orientiert sich an den angrenzenden Wohnquartieren. Dort ist der Gewerbeanteil aus Rücksicht auf die Nachbarschaft bewusst tief.
Wann sind die Wohn- und Geschäftsräume auf dem Bell-Areal bezugsbereit?
Ab voraussichtlich 2031 können Wohnungsmieterinnen und -mieter, Stockwerkeigentümerinnen und -eigentümer sowie Gewerbetreibende auf dem Bell-Areal einziehen. Eine Übersicht über die Schritte von der Planung bis zur Fertigstellung des neuen Stadtteils finden Sie hier.
Was für Angebote wird es für die Bevölkerung geben?
Im Gegensatz zum heutigen Zustand wird das Bell-Areal künftig von allen Seiten öffentlich zugänglich sein und sich in alle Richtungen durchqueren lassen. Die Strassenräume und die Freiräume im neuen Stadtteil sind für alle da. Im vorderen und mittleren Bereich gibt es zahlreiche publikumsorientierte Nutzungen wie Restaurants, Cafés oder Läden. Dazu gibt es verschiedene öffentliche Aufenthaltsräume und Mieträume für Anlässe und ähnliches. Die gedeckte Halle C steht für verschiedene Veranstaltungen wie Märkte oder Festivals zur Verfügung.
Wieviel Frei- und Grünflächen wird es geben?
Im neuen Stück Stadt sind 6500 m2 für öffentliche Frei- und Grünflächen reserviert. Über das ganze Areal verteilt sind vielfältig gestaltete Spielplätze für Kinder jeder Altersklasse geplant. Aber auch für Erwachsene wird es genügend attraktive Aufenthaltsorte und öffentliche Räume für Spiel und Erholung geben. Zusätzlich gibt es auf dem Bell-Areal zahlreiche weitere Aussenräume zur öffentlichen Nutzung wie Wege, Strassen und Plätze.
Wie viele Parkplätze wird es auf dem Areal geben?
Abgesehen von wenigen Kurzzeitparkplätzen am Rande des Areals werden Fahrzeuge in einer Tiefgarage abgestellt. Es sind maximal 350 Parkplätze geplant, inklusive der Parkplätze für Arealbesuchende, Carsharing und Motorräder. Für Velos sind rund 2350 Abstellplätze geplant.
Wird das Gewerbe genügend Parkplätze haben?
Klar ist, dass es Parkplätze braucht. Zum einen ist darauf zu achten, dass die Anwohnenden auf dem Areal und in Nachbarquartieren sowie andere Nutzende des Areals durch Lärm und Abgase nicht belastet werden. Zum anderen ist gerade das Gewerbe angewiesen auf optimale Anlieferungsmöglichkeiten und gute Erreichbarkeit. Es ist uns wichtig, bei der Frage nach der «richtigen» Anzahl Parkplätze eine ausgewogene Lösung für die unterschiedlichen Bedürfnisse zu bieten.
Ein Vorteil ist die zentrale Lage des Areals, seine gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr und die geplante Zugänglichkeit für den Langsamverkehr. Das ermöglicht es auch Mitarbeitenden von Unternehmen, Gewerbetreibenden und Kunden, zu Fuss, mit dem Velo oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.
Wird das Bell-Areal Kriens mit noch mehr Verkehr belastet?
Das künftige Bell-Areal gilt gemäss Definition der Plattform wohnbau-mobilitaet.ch als «autoarm» (siehe nächste Frage). Kriens soll also nicht unnötig mit Mehrverkehr belastet werden.
Um den Mehrverkehr auf ein Minimum zu reduzieren, wird das Mobilitätsangebot so ausgestaltet, dass nur rund 50 Prozent der Haushalte ein eigenes Auto benötigen. Ausserdem werden auf dem neuen Stück Stadt primär verkehrsarme Nutzungen gesucht, wie zum Beispiel Läden zur alltäglichen Versorgung im Zentrum von Kriens (in Fussdistanz).
Die drei Zu- und Wegfahrten zu/von der Tiefgarage unter dem Bell-Areal sind so gewählt, dass Nutzende von der Obernauerstrasse möglichst direkt in die Garage fahren und die Nachbarschaft so wenig wie möglich belasten. Eine Zu-/Wegfahrt direkt von/zu der Obernauerstrasse ist gemäss kantonalen Fachstellen nicht zulässig, da es sich bei der Obernauerstrasse um eine Kantonsstrasse handelt und Konflikte mit dem öffentlichen Verkehr, Fussverkehr und dem Abzweiger Schachenstrasse bestehen würden.
Wie bewegt man sich im neuen Stück Stadt fort?
Kurze Wege, einfaches Vorwärtskommen auf dem Areal, möglichst hindernisfrei die täglichen Besorgungen erledigen und gute Durchlässigkeit stehen im Zentrum. Der motorisierte Verkehr wird das neue Stück Stadt nur für Anlieferungen – im Schritttempo – befahren dürfen. Der Fussverkehr hat generell Vortritt, Velofahren ist im Schritttempo gestattet. Mit dem Velo oder zu Fuss wird man das neue Quartier von allen Seiten durchqueren können. Basis dafür ist ein Mobilitätskonzept.
Welche Gebäude bleiben auf dem Areal erhalten?
Die industrielle Vergangenheit ist auch im künftigen Stück Stadt erlebbar. Grosse Teile von zwei historischen Hallen bleiben erhalten und werden aufgewertet: Die Halle 7 wird ganz verschiedene Gewerbenutzungen ermöglichen. Eine neue Nutzung erhält die Halle C: Sie umrahmt die angrenzenden Plätze und dient als schützendes Dach über einem öffentlichen Freiraum und wird so zu einem der unverwechselbaren und identitätsstiftenden Elemente auf dem Areal. Auch die Turbinenversuchsanlage und das Meisterhaus erwachen zu neuem Leben. Sie werden in den neuen Grünbereich entlang der Waldheimstrasse integriert. Auch weitere prägende Spuren der industriellen Vergangenheit wie Bahngleise oder Schaufelräder werden auf dem Bell-Areal sichtbar bleiben.
Wird es auf dem Bell-Areal Hochhäuser geben?
Nein, es wird keine Hochhäuser geben. Auch die beiden höchsten Gebäude auf dem Areal bleiben mit maximal zehn Geschossen unterhalb der Hochhausgrenze von 30 Meter. Diese beiden Gebäude werden in der Mitte des Areals gebaut. Das neue Stück Stadt orientiert sich an der Nachbarschaft und wird zur Arealmitte hin höher.
Im Bebauungsplan wird festgelegt, an welcher Stelle wie hoch maximal gebaut werden darf. Dies ist verbindlich und kann nachträglich nicht verändert werden.
Wie nachhaltig ist das neue Stück Stadt?
Auf dem Bell-Areal soll ein nachhaltiges Quartier entstehen – energieeffizient, ressourcenschonend und klimafreundlich. Entsprechend hoch sind die energetischen Anforderungen. Die Eigentümer verpflichten sich zu einer 2000-Watt-Areal-Zertifizierung oder einer vergleichbaren Zertifizierung. Dazu gehört unter anderem, dass die Wärmeversorgung ausschliesslich mit erneuerbarer Energie oder Abwärme erfolgen soll. Dachflächen sollen zudem wo möglich zur Gewinnung von Solarenergie und zum Rückhalten von Regenwasser dienen.
Verschiedene Zukunftsmodelle gehen von zunehmenden und längeren Hitzeperioden aus. Wie wappnet sich das neue Stück Stadt dafür?
Das neue Stück Stadt wird so gebaut, dass ein Hitzestau gar nicht erst entstehen kann: Verschiedene Gebäudetypen und eine offene Bauweise lassen eine gute Durchlüftung des neuen Stadtteils zu und fördern die Auskühlung in der Nacht. Die Gebäudefassaden werden hell und der Boden möglichst unversiegelt sein. Dadurch bleibt das Lokalklima auch an heissen Sommertagen angenehm kühl.
Bäume sorgen zudem für eine grossflächige Beschattung und Kühlung. Die Bodenfläche, unter der gebaut werden darf – zum Beispiel für die Tiefgarage oder Betriebsräume – wird bewusst begrenzt, damit oberirdisch möglichst viel Vegetation entstehen kann und den Pflanzen genügend Platz für die Wurzelbildung zur Verfügung steht.
Regenwasser wird wo möglich gesammelt, versickert, zurückgehalten und gespeichert. Wasser und Feuchtigkeit sollen Pflanzen auf dem Areal möglichst lange zur Verfügung stehen, damit sie auch langen Trockenphasen trotzen. Verschiedene Dächer der Gebäude werden mit einheimischen Pflanzen begrünt und tragen durch Beschattung und Verdunstung zur Aufenthaltsqualität und zu einem kühlen Stadtklima bei.